Reisen – jetzt erst recht!

Seit 1997 ist bei mir die MS diagnostiziert. Zum Glück ist der Verlauf nicht so einschränkend. Meine Schübe können noch mit Cortison behandelt werden und die Symptome verschwinden dann wieder. Eine passende Neurologin habe ich für mich nach langem hin und her auch gefunden. Sie redet nicht, wie die anderen immer, auf mich ein, endlich mit einer Therapie mit Betaferon o.ä. zu beginnen.

Natürlich schränkt mich die Krankheit auch ein. Früher musste ich immer und überall dabei sein und war oft die letzte, die nach Hause ging. Das hat sich drastisch geändert! Ich höre mehr auf meinen Körper und beachte die Signale. So mache ich öfters mal eine Pause und muss nicht an allem teilnehmen. Mittlerweile genieße ich auch diese Ruhe- und Auszeiten, die ich für mich selbst einplane (manchmal auch etwas uneingeplant ...).  

Mein Leben hat sich durch die Diagnose am meisten in meinem Kopf geändert. Ich LEBE intensiver! Ich versuche (leider klappt es auch nicht immer), jeden Tag zu genießen und trotz meiner Berufstätigkeit Zeit für mich zu haben. Reisen ist ein Teil von meinen Leidenschaften. Zum Glück habe ich einen Partner, der dies mit mir teilt.  

Die MS hindert mich nicht daran, die Welt kennen zu lernen.
JETZT ERST RECHT!!!
Thailand, Florida, Kuba, Jamaica, Südafrika, Namibia, Schweden, Norwegen, Finnland  und vieles mehr habe ich schon gesehen, bereist und die Menschen und deren Kulturen kennen gelernt. Wichtig ist beim Reisen, dass man gute Ärzte hat, die einen beraten, welche Vorsichtsmaßnahmen, welche Impfungen usw. für das jeweilige Land wichtig sind und welche Maßnahmen auch möglich sind für das Krankheitsbild MS.

Reiseliteratur gehört natürlich auch dazu, aber vor allen Dingen sollte man sich eine Liste mit den großen Krankenhäusern vor Ort oder im nächsten größeren Ort zusammenstellen. Auch eine gute Auslands-Krankenversicherung ist wichtig.
Von meiner Neurologin habe ich mir eine Bescheinigung ausstellen lassen, dass eine Reise in das entsprechende Land zur Zeit mit meiner Krankheit unbedenklich ist und kein Risiko darstellt.  

3-4 Wochen reisen ist super, aber eine ganzes Jahr reisen hat mich dann doch auch gereizt. Mal ganz raus aus dem Trott und mal die Seele baumeln lassen …
So haben mein Partner und ich unsere Jobs gekündigt und sind für ein Jahr durch Australien gereist. Wir haben uns einen Allrad-Jeep mit Dachzelt und Küche gekauft und sind einmal quer durch das Land und einmal drum herum. Die tollen Eindrücke und Erlebnisse kann man gar nicht in einem Satz beschreiben …

Das werde ich mein ganzes Leben in meinem Herzen tragen, und in nicht so schönen Situationen denke ich mich einfach an einen der tausend schönen Orte zurück. 
Leider hat mir die Hitze in Australien dann doch noch einen Streich gespielt und mir einen heftigen Schub verpasst. Dank des Internets habe ich direkt eine passende Klinik und eine sehr nette Neurologin gefunden. Drei Tage Cortison, und es ging wieder aufwärts. Die Auslands-Krankenversicherung hat auch alle Kosten übernommen. In der Klinik habe ich eine sehr nette Australierin kennen gelernt, mit der ich heute noch Kontakt habe.

Der Schub hätte mich auch zu Hause erwischen können. Es gibt fast überall gute medizinische Versorgung für MS-Patienten.

Also: Viel zu spät begreifen Viele die versäumten Lebensziele, Freunde, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur.

Darum, Mensch, sei zeitig weise!
Höchste Zeit ist's!
Reise, reise!
(Wilhelm Busch)